Anleitung zur Nassrasur

Eine grundliche und schonende Rasur hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine extrem scharfe Klinge ist natürlich sehr wichtig. Sie sollte mit nur sehr leichtem Druck über die Haut geführt werden, und die Haare trotzdem gründlich abschneiden ohne zu ziepen oder zu reißen. Eine stumpfe Klinge verleitet zum festeren Aufdrücken, was die Haut stärker beansprucht und das Verletzungsrisiko erhöht.

Ausserdem sollte das Barthaar vor der Rasur ordentlich eingeweicht werden. Barthaare haben ungefähr die Festigkeit eines vergleichbar dicken Kupferdrahtes, was die Klinge während der Rasur stark beansprucht und schnell stumpf werden lässt. Dies macht sich dadurch bemerkbar das die Rasur ungründlicher wird und die Hautirritationen zunehmen.

Ausserdem müssen die Klingen bei Hobel und Systemrasierer schneller gewechselt werden bzw. das Messer früher auf dem Stein nachgeschärft werden, was die Lebensdauer verkürzt.

Zum einweichen sollte eine milde alkalische Rasierseife oder Rasiercreme verwendet werden. Schaum oder Gel aus der Dose eignet sich hierfür nicht, da der Schaum nicht feinporig genug ist und das Barthaar nicht ordentlich einweicht.

Auch die Nachbehandlung der Haut ist wichtig für ein optimales Ergebnis. Zuerst muß die alkalische Seife von der Haut entfernt werden, um dann den natürliche Säureschutzmantel mit einem Alaunstein und/oder Rasierwasser wiederherzustellen. Anschließend muss die Haut wieder mit Feuchtigkeit versorgt werden. Welche Produkte hier verwendet werden muss jeder nach seinem eigenem Geschmack, der Hautverträglichkeit und nicht zuletzt auch den Kosten für sich entscheiden.

Für die Nassrasur benötigen Sie also folgende Utensilien:

  • Systemrasierer oder Rasierhobel, mit Ersatzklingen oder
  • Rasiermesser und in diesem Fall einen Lederriemen zum abziehen des Messers
  • Rasierpinsel, möglichst ein Dachshaarpinsel
  • Rasierseife oder Rasiercreme
  • Tiegel zum Aufschäumen
  • kleines Handtuch oder Waschlappen
  • sauberes Handtuch, das möglichst nur für diesen Zweck verwendet wird
  • Rasierwasser bzw. Aftershave
  • evtl. einen Alaunstein
  • milde feuchtigkeitsspendende Creme

Die Vorbereitung

Waschen Sie sich das Gesicht und den Hals gründlich mit Seife, um das Barthaar von Fett und Talg zu reinigen und das Einweichen der Haare zu ermöglichen. Jeder Mensch hat diese Schutzschicht für die Haut, die aber auch bei der Rasur das Barthaar vor der Rasierseife schützt. Anschließend kommt ein heißer Lappen ins Gesicht. Durch die Wärme entspannt sich die Haut, die Poren öffnen sich und das Haar wird schon leicht angeweicht. Es ist praktisch sich nach dem Duschen zu rasieren, dann kann man das bereits dort erledigen. Schäumen Sie nun Gesicht und Hals ein. 

Hierzu die Rasierseife mit dem Pinsel und lauwarmem Wasser im Tigel schlagen. Das Wasser sollte nicht zu heiß sein, da sonst der Schaum zu trocken wird. Der Schaum sollte feinporig sein und eine sahnige Konsistenz haben. Das ganze sollte 3 Minuten im Gesicht wirken. Dadurch weicht das Haar auf. Ausserdem quillt die Haut etwas an, was das Haar etwas aus dem Haarkanal schiebt und diesen verengt, sodass das Haar fixiert wird. Der Schaum sollte in dieser Zeit nicht zu sehr trocknen. Wenn er anfängt zu flocken sollte man ihn entfernen und neu schäumen.

Die Rasur

Wichtig bei der Rasur ist die Haut stets zu spannen, egal welches Gerät Sie wählen. Ziehen Sie die Haut mit der freien Hand entgegen der Wuchsrichtung. Blasen Sie die Wangen auf oder schneiden Sie Grimassen. Für die Rasur am Hals hilft auch ein entsprechendes Neigen des Kopfes beim spannen der Haut. Hier gilt es ein wenig zu probieren um das Ergebnis zu optimieren. Sie sollten allerdings nicht zu oft über eine Stelle rasieren um die Haut nicht unnötig zu reizen. Sollte das Ergebnis am Anfang mal nicht ganz optimal sein probieren Sie es am nächsten Tag einfach nochmal. Es erfordert immer etwas Übung, und ein Bartschatten an der Stelle ist besser als Rasurbrand oder Pickel. Grade am Anfang sollte man vorsichtig sein, da sich die Haut ersteinmal an die Nassrasur gewöhnen muss. Sollten Sie dauerhaft Probleme mit Hautreizungen haben kann das mehrer Gründe haben: Stumpfe Klingen, eine unzureichende Vorbereitung (s.o.) oder eine Unverträglichkeit der Haut mit einem der verwendeten Produkte.

Hierzu zählen auch die Gleitstreifen, die an den modernen Systemrasierern angebracht sind oder Rasierschaum oder Gel aus der Dose. Hier gilt: Weniger ist mehr! Eine milde Seife ohne chemische Zusätze schont die Haut und ist für ein sanfts Gleiten der Klinge auf der Haut vollkommen ausreichend.

Hat man die Rasur mit dem Strich (Wuchsrichtung des Bartes) abgeschlossen, kann man je nach Übung und Hautverträglichkeit nochmal gegen den Strich rasieren. Dadurch wird das Ergebnis endgültig perfekt. Hier sollte man allerdings sehr vorsichtig vorgehen. Wenn man zu eingewachsenen Haaren neigt sollte man es grade an diesen Stellen meiden. Auch hier gilt: Die Haut muss sich am Anfang daran gewöhnen. Wenn man dauerhaft Probleme damit hat sollte man ganz darauf verzichten.

Die Rasur mit dem Hobel

Setzen Sie den Hobel senkrecht mit der abgerundeten Fläche auf die Haut. Bewegen Sie nun den Griff nach unten bis die Klinge die Haut berührt, ohne allerdings das Gerät von der Stelle zu bewegen. So wird der Winkel zwischen der Klinge und der Haut auf 30° eingestellt. Im Gegensatz zu Systemrasierern muss der Winkel hier aus dem Handgelenk kommen. Keine Sorge, mit etwas Übung verinnerlicht man dies und braucht dann nicht weiter darauf zu achten. Waschen Sie die Klinge immer wieder ab, denn sie rasiert nicht wenn Sie mit Haaren zugesetzt ist.

Rasieren Sie auf diese Weise das ganze Gesicht und den Hals. Der Hals lässt sich am besten rasieren wenn man dabei nach obern schaut und die Lippen zusammen presst. Problemstellen wie das Kinn, Kieferknochen oder Adamsapfel kann man umgehen, indem man die noch zu rasierende Haut entsprechend zieht und somit nicht über die Kante rasieren muss. Die Ober- und Unterlippe sollten zum rasieren leicht aufgeblasen werden.

Die Rasur mit dem Messer

Das Messer sollte vor jeder Rasur (nicht dannach) auf dem Leder abgezogen werden. Es bietet sich an dies zu tun während der Schaum wirkt. Eine genaue Anleitung dazu folgt in Kürze. An die Messerrasur sollte man sich langsam herantasten. Fangen Sie mit den einfachen Stellen, wie den Wangen, an. Wenn Sie sich im Umgang mit dem Gerät sicher fühlen wagen Sie sich an den Hals, als letztes sollten Sie sich um den Übergang zwischen Wange und Hals und die Regionen um den Mund und das Kinn kümmern. Freunden Sie sich mit dem Messer an und benutzen Sie es ohne Hast. Sollten Sie während der Rasur unsicher werden oder sich nicht gut fühlen, legen Sie das Messer beiseite und rasieren Sie sich wie gewohnt zu Ende.

Öffnen Sie das Messer. Drehen Sie die Schalen um 270°, so das sie im 90° Winkel von der Schneide weg steht. Die Schalen schützen nur die Klinge wenn das Messer nicht in Gebrauch ist, während der Rasur spielen sie keine Rolle. Fassen Sie das Messer am Erl mit Zeige- und Mittelfinger oben und Daumen unten, der Ringfinger liegt hinter den Schalen auf der Angel. Dies ist die Grundstellung zur Rasur mit dem Strich.

Bevor Sie nun die Klinge an das Gesicht führen sei eines gesagt: Das Messer bewegt sich im Gesicht NUR in Richtung der Schneide. Seitliche Bewegungen parallel zur Schneide führen unweigerlich zu Verletzungen und sind deshalb tabu!

 

Beginnen Sie als Rechtshänder mit der rechten Wange. Legen Sie das Messer flach auf die Haut und kippen Sie es in Richtung der Schneide bis sie einen Winkel von 30° zur Haut hat. Spannen Sie nun die Haut und ziehen Sie das Messer in einem Zug vorsichtig nach unten. Es sollte dabei nicht ziepen. Die Schneide sollte immer 90° zur Zugrichtung stehen, also nicht schräg dazu.
Der Hals lässt sich am besten rasieren wenn man dabei nach obern schaut und die Lippen zusammen presst. Problemstellen wie das Kinn, Kieferknochen oder Adamsapfel kann man umgehen, indem man die noch zu rasierende Haut entsprechend zieht und somit nicht über die Kante rasieren muss. Die Ober- und Unterlippe sollten zum rasieren leicht aufgeblasen werden. Waschen Sie das Messer zwischen den Zügen ab. Die Schneide rasiert nicht wenn sie mit Haaren zugesetzt ist.

Wie gesagt, seien Sie vorsichtig, drücken Sie nicht auf und rasieren Sie nur soweit wie sie es sich zutrauen, dann werden Sie sich nicht verletzen. Mit der Zeit verinnerlicht man die Handhabung des Messers und traut sich mehr zu, bis man sich schließlich komplett mit dem Messer rasiert.

Die Nachbehandlung

Waschen Sie zuerst die Seife gründlich mit warmem Wasser aus ihrem Gesicht. Schrecken Sie die Haut dannach mit kaltem Wasser ab, um die Poren zu schließen. Zum Wiederherstellen des Säureschutzmantels der Haut benötigen Sie einen Alaunstein und ein Rasierwasser. Reiben Sie den Alaunstein über die feuchte Haut, und tupfen Sie sich dann mit einem sauberen Handtuch ab. Alaunstein wirkt antiseptisch und stoppt kleine Blutungen, so das sie nicht mit kleinen Stückchen Klopapier im Gesicht rumlaufen müssen. Verteilen Sie nun ausreichend Rasierwasser in den Händen und "klatschen" Sie damit die rasierten Hautpartien ein. Lassen Sie Haut erneut trocknen bevor sie sich mit einer Feuchtigkeit spendenden Creme eincremen. Gönnen Sie Ihrer Haut nach der Rasur Ruhe und prüfen Sie nicht ständig das Ergebnis der Rasur, dadurch wird die Haut nur unnötig gereizt.

Reinigen Sie ihren Pinsel gründlich mit warmem Wasser bis er von Seife befreit ist. Drücken Sie ihn vorsichtig aus und schütteln Sie das restliche Wasser aus dem Pinsel. Hängen Sie ihn nun mit den Borsten nach unten zum trocknen auf.

Spülen sie auch den Rasierer gründlich ab.

Den Hobel dazu leicht aufschrauben und mit fließendem Wasser Seifen- und Haarreste abwaschen. Trocknen Sie das Gerät ab, achten Sie jedoch darauf die Klinge nicht zu beschädigen.

 

Das Rasiermesser gründlich abwaschen und gut abtrocknen. Dies ist hier besonders wichtig da es sich meistens um nicht-rostfreien Normalstahl handelt. Achten Sie beim abtrocknen darauf die Schneide nicht zu beschädigen. Am besten legt man das Handtuch in das U zwischen Daumen und Zeigefinger, fasst so das Messer und trocknet es vorsichtig indem man es parallel zur Schneide bewegt. Achten Sie auch auf die Schalen und die Verbindung zwischen beidem. Nun sollten Sie die Klinge noch leicht einölen. Dies funktioniert am besten wie das abtrocknen, nur mit Öl statt Handtuch. Den Fingern zuliebe sollte man das Messer dabei immer vom Rücken zur Schneide hin einölen. Das Messer sollte an einem luftigen, trockenen Ort gelagert werden und nicht gleich wieder in seiner Schachtel verschwinden.

Nun sind Sie gründlich und schonend rasiert und haben Ihr „Werkzeug“ optimal gepflegt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg mit der Nassrasur.

Für Fragen oder Anregungen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Sollten Sie an weiteren Informationen zum Thema Nassrasur interessiert sein sind sicherlich unsere zukünftig geplanten Seminare interessant für Sie. Wir werden Seminare zur Messerrasur halten und Schaurasieren mit einem erfahrenen Barbier durchführen. Nehmen Sie unverbindlich Kontakt auf und wir werden Sie bezüglich dieser Veranstaltungen auf dem Laufenden halten.

Wichtige Hinweise

Wir übernehmen keine Verantwortung für Verletzungen, die beim Versuch der Rasur aufgrund dieser Anleitung entstehen. Lagern Sie ihre Utensilien grundsätzlich immer sicher vor Kinderhänden! Benutzen Sie ihre Klingen und Messer nur zur Rasur.